Nawanyago

Nawanyago ist ein sogenanntes „Parish“ mit gleichnamigem „Subcounty“ mit etwa 21.000 Einwohnern in 16 Dörfern im Distrikt Kamuli und liegt im Osten von Uganda. Die nächste größere Stadt ist Jinja, etwa 40 km südlich. Dort liegt die Quelle des weißen Nils, also der Austritt aus dem Victoriasee.

Die Entfernung zur Hauptstadt Kampala beträgt etwa 120 km. Da Nawanyago an der Straße zwischen Jinja und der Distrikthauptstadt Kamuli liegt, ist es quasi ein kleines Oberzentrum (subcounty headquarter) für die umliegenden Dörfer. Diese sind nur zu Fuß oder per Zweirad zu erreichen, da keine befahrbaren Straßen dorthin führen. Dadurch konzentriert sich das Leben und ein Großteil der Infrastruktur in Nawanyago, sodass es ein Einzugsgebiet von ca. 21.000 Menschen hat. Es gibt sogar eine shopping Meile, wo man das Meiste bekommt, was man als Dorfbewohner so braucht.

Die Wasserversorgung erfolgt größtenteils aus nicht sauberen Brunnen, die auch nicht ausreichend vorhanden sind. Dadurch ergeben sich viele Probleme: lange Schlangen vor allem morgens und abends, Verbreitung von Krankheiten, pro Person nur sehr wenig Wasser. Häufig sind in den Familien die Kinder für das Wasserholen zuständig und können deshalb nicht rechtzeitig zur Schule gehen. Obwohl es in Nawanyago im Jahresmittel doppelt so viel Niederschlag wie in Gemmingen gibt, besteht keine Möglichkeit, da finanziell nicht machbar, dieses kostbare Wasser hygienisch einigermaßen sauber aufzufangen und zu speichern. (zum Thema Wasserversorgung und der damit zusammenhängenden Problematik siehe unser aktuelles Projekt).

Zum Thema Strom:

Die Stromversorgung erfolgt durch eine, parallel zur Jinja-Kamuli Road verlaufende, überirdische Stromtrasse. Diese kann man sich so vorstellen: Alle 20 m ein Holzpfahl in den Boden gerammt und daran 2 Kabel befestigt. Abzweigungen von dieser Haupttrasse führen nur noch ein Kabel. Strom gibt es nur in Nawanyago selbst und nur bei gutem Wetter, da diese Konstruktion bei starkem Regen extrem störanfällig ist. (Florians Rekord ohne Strom liegt nach einem Sturm in der Regenzeit bei 24 Tagen!, da die komplette Trasse nach Jinja neu aufgebaut werden musste.) – siehe Projekt Solarpower.

Dies ist deshalb besonders schlecht, da in ganz Uganda alles über das Smartphone geregelt wird. Diese Smartphones haben Platz für bis zu 4 Simkarten, sodass das genutzte Netzwerk zum Angerufenen passend gewählt werden kann. Beispiel: Der Angerufene benutzt MTN, dann wählt man aus seinen 4 Simkarten die MTN-Simkarte aus, um beim Anruf Geld zu sparen! Sehr wenige Menschen in Nawanyago besitzen ein Bankkonto, sondern erledigen Zahlungen über „mobile money“. Inoffizielle Zweitwährung sind deshalb die „airtime cards“ in den unterschiedlichen Farben der verschiedenen Anbieter mit denen der Einkauf getätigt wird, wenn man sonst kein Bargeld bei sich hat.

Die Familien leben in Nawanyago in gemauerten Häusern, in den umliegenden Dörfern meist in einfachen Lehmhütten mit mehreren Generationen unter einem Dach. Aufgrund der fehlenden Bildung und der gesellschaftlichen Norm hat jede Familie viele Kinder (Geburten je Frau 2015 5,68).

Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Kleinbauern und Ladenbesitzern. Das Einkommen wird weitgehend durch den Verkauf aus der eigenen Ackerwirtschaft, die aus einem einzigen Stück Land, ein paar Hühnern und höchstens einer Kuh besteht, erzielt. Die meisten Familien (nicht pro Person!) müssen mit 100.000 UGX im Monat auskommen, d.h. aktuell umgerechnet ca. 25 €.

Das Durchschnittsalter der Einwohner liegt bei etwa 16 Jahren, es gibt wenig alte Menschen. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt in Uganda unter 60 Jahren. Es besteht grundsätzlich Schulpflicht. In direkter Nachbarschaft zum Health Centre liegen 2 von mehreren Grundschulen in Nawanyago.

Der Bildungsstand ist schlecht, da es sich nur wenige Familien leisten können, ihren Kindern nach der Grundschule eine weiterführende Schulbildung zu ermöglichen. Berufsausbildungen, wie wir sie kennen, gibt es in Uganda nicht. Alle anerkannten Berufsausbildungen werden entweder an Universitäten oder sogenannten Training- bzw. Vocational Schools gelehrt. Die Studiengebühren sind für eine gewöhnliche Familie fast nicht aufzubringen.

Es gibt in Nawanyago 2 große weiterführende Schulen, zum einen das Kamuli Girls College im angrenzenden Bubirizi (siehe Projekt „Ein Rollstuhl für Henry“) und das Nawanyago College, das auch mein Freund Alex besucht hat (siehe Projekt „Schulgeld für Alex“).

Neuerdings gibt es auch eine Vocational school in Nawanyago, welche eine enge Kooperation mit dem Health Centre unterhält.

Das Nawanyago Health Centre

Nawanyago Health Centre ist organisiert in der katholischen Kirchengemeinde Nawanyago. Nawanyago ist ein ländliches Health Centre, gegründet 1970 von den Bannabikira-Sisters, Damals gab es keine erreichbaren Kliniken in der Umgebung, sodass die Leute weite Distanzen entweder nach Jinja oder zum Kamuli Mission Krankenhaus zurücklegen mussten, jedoch sind diese Orte zwischen 40 und 50 km entfernt.

Die Einrichtung startete als Apotheke und wurde 1988 zu einem Kreissaal aufgewertet. 1999 wurde es zum H/C III ausgebaut und unter dem Uganda Catholic Medical Bureau registriert, welches die nationale Vereinigung aller katholischen Gesundheitseinrichtungen in Uganda ist. Seit 2010 leitet Sr. Angela Mosusi Njeri, eine gebürtige Kenianerin, mit Leib und Seele das Health Centre und seit 2013 auch das dazugehörige Konvent.

Das Krankenhaus hat aktuell 29 Betten in den verschiedenen Stationen: Gynäkologie, Kinder, Frauen und Männer. Das Health Centre finanziert sich zu mehr als 90% selbst aus den Behandlungskosten, die die Patienten zahlen und macht dann auch noch etwas Gewinn, welcher für kleinere Investitionen in die Infrastruktur und andere Dinge genutzt wird. Aktuell sollte das Labor aus eigenen Mitteln erweitert werden, jedoch reicht dieser kleine „Investitionshaushalt“ bei weitem nicht aus, die komplette Wasserversorgung auszubauen bzw. neue auf die Beine zu stellen. (Jahresbericht Financial Year, Preisliste H/C)

Das Health Centre hat im letzten Berichtsjahr 2016/17 15.650 Menschen ambulant versorgt, 1.546 wurden stationär aufgenommen. Außerdem gab es insgesamt 703 Geburten, also im Schnitt fast 2 pro Tag!

Zurzeit sind die am häufigsten vorkommenden Krankheiten im Nawanyago Health centre:   1) Malaria, 2) Typhus, 3) Durchfallerkrankungen, 4) Augenerkrankungen, 5) Anämie, 6) Wurmbefall, 7) Ruhr, 8) Unterernährung, 9) Lungenentzündung und 10) Sandwürmer; die meisten davon sind auf schlechte Hygiene und mangelnde Sanitäranlagen in der Gemeinde zurückzuführen.

Im Moment arbeiten in Nawanyago 10 medizinisch ausgebildete Personen wie ein Arzt, Hebammen und Krankenschwestern und 9 „Supporting Staffs“, also Buchhaltung, Kassierer, etc.

Angebote der Einrichtung:

Wie jede andere Einrichtung des Level III in Uganda, bietet Nawanyago präventive, kurative, rehabilitative, fördernde und psychische Gesundheitsangebote an. Die Details der Angebote sind untenstehend erklärt:

  1. Kurativ:
  • Outpatient department (OPD)/Ambulanz: Nach ambulanter Behandlung verschiedenster Erkrankungen gehen die Patienten zurück nach Hause.
  • In patient department (IPD)/Stationäre Aufnahme. Jene, die zu krank sind, um nach der Behandlung nach Hause gehen zu können, werden in verschiedene Stationen aufgenommen. Zum Beispiel gibt es einen Kreissaal mit Geburtsstation, wo man sich um Mütter mit Schwangerschafts-, Geburt und nachgeburtlichen Erkrankungen kümmert. Außerdem sind eine Kinder-, Frauen- und Männerstation vorhanden.
  1. Präventiv:

Das ist die aktivste Abteilung, welche sich um die Gesundheit der Gemeinschaft kümmert und diese Aktivitäten anbietet:

  • HIV/AIDS bezogene Angebote wie: Ausrottung Mutter-Kind Übertragung
  • Mutterschaftsservices
  • Schwangerschaftsuntersuchungen
  • Ultraschalluntersuchungen
  • Impfungen
  • Gemeinsame Vor-Ort Besuche aller Fachrichtungen
  • Laboruntersuchungen
  • HIV/AIDS Klinik
  • Beratung und Tests für verschiedene Krankheiten
  • Gesundheitsunterricht in Schulen und der Dorfgemeinschaft
  1. Rehabilitation
  • Psychologische und Neurologische Klinik

Dieses Angebot ist im Distrikt Kamuli einmalig. Sister Angela hat extra einen Spezialisten aus dem „Jinja Regional Refferal Hospital“ (=Uniklinik) aufgetrieben, der in einer speziellen Sprechstunde die Patienten, die unter chronischen neurologischen Krankheiten leiden, v.a. Epilepsie, untersucht und ihnen ihre Dauermedikation verschreibt. Dadurch ist das Krankenhaus an diesen Tagen sehr voll, da alle Epileptiker des ganzen Distrikt (Epilepsie hat in Uganda eine hohe Inzidenz und hängt unter anderem mit Malaria zusammen) in Nawanyago sind.

  1. Gesundheitsförderung;

Da leider noch immer sehr viele Menschen in der Region, insbesondere auch Mütter, Analphabeten sind, schwirren noch viele Aberglauben und Mythen, vor allem bezüglich Kinderernährung, herum. Zum Beispiel der, dass Kinder keine Eier bekommen sollten, bevor sie sprechen können. Zusammen mit vielen weiteren Faktoren, nämlich hoher Geburtsrate, niedrigem Einkommenslevel und Subsistenzernährung führte dies dazu, dass es immer mehr stark unterernährte Kinder in Nawanyago gab. Um diesem Trend entgegenwirken zu können, gibt es im Health Centre verschiedene Angebote :

a) Anleitung zur Zubereitung eines hochnahrhaften Gerichts namens “Kitobero”

b) Wachstumsüberwachung

c) Aufforderung zum Anlegen eigener Gärten

d) Ausgabe von Vitamin A an Kinder und stillende Mütter

e)  Aufforderung an Mütter, ihre Kinder zu entwurmen

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